Ein Stellwerk auf dem Schreibtisch

Harte Arbeit in alten Stellwerken
Das ist bei mechanischen Stellwerken ganz anders. Selbst wenn keine Störung vorliegt, hat der Fahrdienstleiter alle Hände voll zu tun. Denn das, was der Computer automatisch erledigt, müssen Mitarbeiter in den alten Stellwerken manuell einstellen – ein Knochenjob.

Einer, der diese harte Arbeit Tag für Tag macht, ist Frank Lorbach. Er ist Fahrdienstleiter im mechanischen Stellwerk in Derkum. Wie Juliane Graumüller sorgt er dafür, dass die Züge von Köln-Deutz nach Trier und wieder zurückfahren können. Sein Stellwerk ist allerdings um einiges größer als das auf Graumüllers Schreibtisch. Es ist in einer Hütte unweit des Bahnhofs untergebracht und hat sich seit seinem Baujahr 1957 kaum verändert. Den größten Teil des Raumes nimmt eine alte Anlage ein, die immer wieder laute Geräusche von sich gibt. Frank Lorbachs Hauptwerkzeug: seine Muskeln. Er muss für jeden vorbeifahrenden Zug die Weichen und Signale mit schweren Hebeln umlegen. „Und die Schranke am Bahnübergang muss ich für jeden Zug hinunter- und wieder hinauf kurbeln“, sagt Lorbach.

Lange nicht alle Weichen sind modernisiert: Vielerorts ist im Stellwerk noch Muskelarbeit gefragt. Foto: Holzki

Lange nicht alle Weichen sind modernisiert: Vielerorts ist im Stellwerk noch Muskelarbeit gefragt. Foto: Haas

Mehr Computer, weniger Personal
Das fällt mit der neuen Technik weg, der Job des Fahrdienstleiters ist dank der Computer und Datenleitungen nun nicht mehr so schweißtreibend und anstrengend. Doch das ist nicht der Hauptgrund für die Modernisierung. Im Fokus steht für die Deutsche Bahn, dass sie so Geld sparen kann – weil weniger Personal nötig ist. Was früher vier Leute vor Ort in Deutz erledigen mussten, macht Juliane Graumüller heute alleine. „Es hat kein Fahrdienstleiter dadurch seine Arbeit verloren“, versichert BZ-Leiter Stefan Panske. „Wir konnten alle an anderen Stellen unterbringen.“

Die Digitalisierung der Stellwerke hat einen weiteren Vorteil: Die Wartung der Anlagen wird deutlich einfacher. So müssen die oberirdischen Drahtzüge von alten Stellwerken zum Beispiel mehrmals im Jahr eingefettet werden, damit sie im Winter nicht einfrieren. Bei elektronischen Stellwerken fallen solche Arbeiten weg. Wenn ein Computer streikt, dann wird er eben ersetzt.

Ein Schwachpunkt der neuen Technik: Ein Stromausfall kann deutlich mehr Strecken lahm legen als früher. „Das passiert sehr selten“, sagt Panske. „Insgesamt sind die modernen Anlagen deutlich effektiver.“

Diese Stellwerke gibt es in Deutschland

 

Auf der nächsten Seite erfahren Sie, weshalb die Modernisierung nur schleppend voranschreitet.

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