Stadtgeschichte per Mausklick

Die Mitarbeiter digitalisieren auch jene Urkunden und Akten, die das Historische Stadtarchiv neu aufnimmt. 250 Regalmeter Akten sind das jedes Jahr. Auftraggeber ist die Stadt: Sie lässt sich das Archiv neun Millionen Euro kosten und bietet ihm alle Dokumente an, die in der Verwaltung entstehen – vom Führerscheinantrag bis zum Ummeldungsantrag. Die Mitarbeiter des Archivs trennen das Wichtige vom Unwichtigen und übernehmen rund fünf Prozent der Dokumente, zum Beispiel einen Hartz-IV-Antrag. Damit die Kölner sich auch in Hunderten von Jahren ein Bild von der Vergangenheit machen können. „Es ist wie eine Wette auf die Zukunft“, sagt Andreas Berger, beim Stadtarchiv zuständig für die Digitalisierung. Was in 200 Jahren wirklich relevant sei, könne schließlich niemand sicher wissen.

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“Wir werden die Daten für die Zukunft sichern”, sagt Digitalisierungsbeauftragter Andreas Berger. Foto: Deuber

Komplexes Sicherungssystem soll Daten erhalten
Damit ist es aber noch nicht getan. Das Archiv steht vor einer weiteren Herausforderung. Die Stadtverwaltung schafft nach und nach Papier ab und wird dem Archiv in naher Zukunft nur noch Dokumente in digitaler Form schicken. „Wie mit solchen Unterlagen umgegangen werden soll, ist umstritten in der Wissenschaft“, sagt Berger. Die Frage ist, ob das Archiv die digitalen Dokumente weiterhin ausdrucken und auch wie bisher archivieren soll. Andreas Berger findet darauf eine klare Antwort: „Digitale Daten werden digitale Daten bleiben.“ Dicke Aktenordner in meterhohen Regalen gehören für ihn zur Vergangenheit.

Dabei stellt er aber klar: Die Archivierung solcher Daten ist keinesfalls leicht. Denn bloß weil ein Dokument digital vorliegt, ist es nicht automatisch archiviert. Diesem Irrglauben erlag die NASA 1979, nachdem ihre Raumsonde „Pioneer“ Daten auf dem Saturn gesammelt hatte. Um sicher zu gehen, speicherte man die Daten auf vier unterschiedlichen Datenträgern – 9-Spur-Magnetband, 7-Spur-Magnetband, Lochstreifen und Lochkarte. Bereits 1994 waren die Daten nicht mehr lesbar, da die NASA keine Lesegeräte mehr für die Datenträger besaß. 1,2 Millionen Magnetbänder mit Daten aus 30 Jahren Raumfahrt waren verloren. Nicht zuletzt auch, weil die Bänder nicht ordentlich beschriftet waren. „Das soll uns nicht passieren“, sagt Berger. „Wir werden die Daten für die Zukunft sichern.“

Das digitale Historische Archiv

Die Internetseite DHAK ermöglicht den Zugang zu den Dokumenten des Archivs. Auf drei Millionen Dokumente kann über die Seite zugegriffen werden. Neun Millionen sind digitalisiert und auf Anfrage einsehbar.

Betreiber: Historisches Archiv der Stadt Köln

Nutzung: Kostenlos, rund um die Uhr verfügbar

Der Digitale Lesesaal

An zehn Arbeitsplätzen können Nutzer online die historischen Dokumente des digitalen Archivs am Computer durchsuchen. Bei Bedarf stehen Mitarbeiter des Archivs für Fragen zur Verfügung.

Adresse: Heumarkt 14, 50667 Köln

Nutzung: Dienstag, Donnerstag und Freitag: 9 bis 16:30 Uhr, Mittwoch: 9 bis 19:45 Uhr

Kontakt: 0221 / 221-23669

Internet: Link zum Digitalen Lesesaal der Stadt Köln

Das Team des Stadtarchivs verwendet deswegen ein komplexes Sicherungssystem: Es speichert die Daten in einem Format, das stabil und langlebig ist. Eine Software sorgt dafür, dass die Speicherformate aktuell bleiben. Das System erstellt Kopien, mit denen gearbeitet werden darf. Auf diese Weise, hofft Berger, werden die Dokumente ewig lesbar bleiben. „Ohne Computer und passende Software geht natürlich nichts“, räumt er ein. „Aber so lange die Welt mindestens auf dem gleichen Entwicklungsstand bleibt wie heute, sehe ich da keine Gefahr.“

Gespeichert werden die digitalisierten Dokumente in Rechenzentren in Chorweiler und Siegburg. Berger hält das für sicher. „Köln liegt zwischen diese beiden Standorten“, erklärt er. Wenn gleichzeitig die Speicherzentren zerstört würden, gäbe es vermutlich auch Köln nicht mehr, sagt Berger. „Dann haben wir andere Probleme als ein paar verlorene Daten.“

Zum YouTube-Kanal des Digitalen Historischen Archivs

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