Youtube-Netzwerke im Goldrausch
Was verdienen Youtube-Künstler wirklich?
Wie viel die Youtube-Künstler verdienen, ist allerdings ein gut gehütetes Geheimnis. Der Youtube-Eigentümer Google hat mit seinen Partnern über Verträge Stillschweigen vereinbart. Auch Mediakraft gibt keine Umsatzzahlen heraus. „Fakt ist, dass man jeden Monat einige Millionen Abrufe benötigt, um von Youtube leben zu können“, sagt Bertram Gugel. Der Medienexperte berät Firmen, wie sie mit Videos im Internet erfolgreich sein können. In seinem Blog hat er errechnet, wie viel Youtuber pro Monat in etwa verdienen können. Er weiß, dass Google für Tausend Klicks rund 2,50 Euro zahlt. Die monatlichen Abrufe eines Youtube-Kanals verrechnet er mit dieser Zahl. Legt man Gugels Schätzung zugrunde, hätte ApeCrime alleine im Juni mit über sechs Millionen Abrufen einen Umsatz von ungefähr 18.000 Euro erwirtschaftet (siehe Grafik).
Glaubwürdige Markenbotschafter
Mediakraft bekommt aber nur einen Teil seiner Einnahmen direkt von Google. Einen weiteren Teil erzielt es mit Werbung, die es selbst in den Videos schaltet. Dazu gehören Banner und Werbefilme, aber auch neuartige Werbeformate. In aufwändig produzierten ApeCrime-Videos parodieren die drei jungen Männer etwa das Playstation-Spiel Battle Royale. Sie sind als die Helden des Videospiels verkleidet und kämpfen gegeneinander. Der japanische Elektronikkonzern Sony hat den Film finanziert. Auf seiner Homepage bietet Mediakraft das Video seinen potentiellen Kunden als gut funktionierendes Werbeformat an. Unter den Videos fehlt allerdings ein Hinweis darauf, dass es sich um Werbung handelt. „Unsere Partner platzieren Produkte in ihren Videos, die sie cool finden und die zu ihren Inhalten passen“, verteidigt sich Krachten.
Allerdings hat Mediakraft auf seiner Homepage eine Reihe von Werbekonzepten im Angebot, die es im Fernsehen so vermutlich nicht geben würde. Video-Blogger AlexiBexi zum Beispiel versucht in einem Video einen Burger mit Schokolade und Bier zu braten. Der Versuch scheitert, am Ende ruft er seine Fans dazu auf, bei der „Mein-Burger“-Aktion von McDonalds mitzumachen. Immerhin: In diesem Fall steht unter dem Video von AlexiBexi, dass das Video „mit freundlicher Unterstützung von McDonalds auf die Beine gestellt“ wurde.
Keine Regeln für Werbung auf Youtube
Medienexperte Gugel beobachtet jedoch immer wieder, dass auf Youtube Werbung nicht transparent gemacht wird und mit dem künstlerischen und redaktionellen Inhalt verschwimmt. Im Fernsehen müssen Inhalt und Werbung laut Rundfunkstaatsvertrag dagegen klar voneinander getrennt werden. Die Landesanstalten für Medien kontrollieren, ob Privatsender diese Regel einhalten. Online ist das schwieriger: „Im Internet gilt schon heute grundsätzlich das Trennungsgebot von Werbung und eigentlichem Inhalt eines Angebotes“, sagt Jürgen Brautmeier, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW. „Youtube und Co. können aber mit den Maßstäben der Rundfunkwelt nicht mehr effektiv beurteilt werden.“
Anders gesagt: Im Netz gibt es eine unübersichtliche Grauzone, die niemand kontrolliert. Eine riesige Werbeindustrie entsteht, auf die der deutsche Gesetzgeber nicht vorbereitet ist und keine Antwort hat. „Die Instrumente des Rundfunkstaatsvertrages stoßen im Internet an Grenzen“, sagt Brautmeier. Er fordert deshalb eine neue Medienordnung, die dem schnellen Wandel auf der Seite der Anbieter Rechnung trägt.
Mediakraft-Chef Christoph Krachten bereitet das keine Sorge. Er habe nicht vor, alle Videos mit Werbung zuzupflastern „Productplacements kann es nur von Fall zu Fall geben“, sagt Krachten. „Wenn es nervt, macht es keinen Sinn.“
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